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Der Brandenfels: Einst Wacht über die Werra

Höhenburgruine Brandenfels

Stille Burgruine Brandenfels

Wer seine Ruhe haben will, braucht gar nicht weit zu ziehen: Mitten in Deutschland gibt es völlig ruhige und vergessene Landschaften. Hier gibt es (fast) nichts mehr.

Landschaft in Nordhessen
Idyllische und vergessene Landschaft

Der Brandenfels – eine ehemalige Höhenburg

Hoch auf dem Ringgau in Hessen steht die Ruine der ehemaligen Höhenburg Brandenfels. In der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut, sind heute nur noch vereinzelte Reste oberhalb von Markershausen, einem Ortsteil der nordhessischen Gemeinde Herleshausen zu finden.

Foto Reste der Höhenburg Brandenfels
Reste der Höhenburgruine Brandenfels

An der ehemaligen innerdeutschen Grenze gelegen, trennt die Werra immer noch – die Bundesländer Hessen und Thüringen. Und auf der Thüringer Seite wacht weithin sichtbar die Ruine der Brandenburg über die Werra. Diese ist touristisch gut erschlossen, auch wenn nur relativ wenige Wanderer kommen.

Der Brandenfels in Nordhessen
Der Brandenfels

Der Brandenfels dagegen liegt wie vergessen auf seinem Berg. Hierher verirrt sich niemand aus Versehen, er will gesucht und gefunden werden und belohnt dafür mit einer Stille, die andächtig auf das Vergehen der Zeit verweist.

Der Weg führt in Windungen nach oben

An der Straße bleibt das Auto stehen und die restliche Strecke muss zu Fuß bewältigt werden. Der Pfad zur Burg schraubt am Berg entlang, in immer neuen Windungen geht es höher und höher, immer links um den Berg herum. Alte Steine auf dem Pfad berichten, wie er vor langer Zeit befestigt wurde. Schließlich sollten Pferdehufe und Karrenräder sicher bis nach oben kommen.

Hier sagen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“

Ein Fuchs kommt mir direkt auf dem Weg entgegen. Ich bleibe stehen, doch er nimmt mich nicht wahr, trottet weiter, kommt näher und hält plötzlich an. Hat er mich gesehen? Doch er guckt nach links, ins Gebüsch, hebt seine Vorderpfote, wartet gespannt und verschwindet mit einem großen Satz. Als er zurückkehrt, hat er seine Beute im Fang, legt sie zunächst auf den Weg, wittert, spannt und schaut weiter ins Gebüsch. Ob er an der gleichen Stelle noch ein zweites Mal etwas fängt? Leider dreht er sich um, sieht mich, schnappt nach seiner abgelegten Beute und verschwindet mit einem großen Hupf im Busch.

Der Weg wird schmaler

Ein Pfeil weist vom großen Weg auf einen kleinen Weg, der sich unscheinbar im Grün verbirgt: Hier geht es links entlang. Der Pfad wird immer schmaler und manchmal bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich nicht doch eine Abzweigung verpasst habe. Buchen bilden einen grünen Baldachin über mir, durch den das Sonnenlicht blinkt. Bärlauch blüht und duftet, und die Bienen summen sich satt. Zwei Buchenstämme liegen übereinander und versperren mir den Weg.

Foto zwei umgestürzte Buchen
Zwei umgestürzte Buchen versperren den Weg

Ich drehe mich um und sehe jetzt erst das Schild, das mir zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin und die Stämme einfach übersteigen muss. Immer schmaler wird der Pfad, ist nur noch fußbreit und gesäumt von hohen Rispengräsern, bis ich inmitten von blühendem Bärlauch und Waldmeister auf einen steinernen Pfeiler im Graben treffe. Oben auf dem Hang ragen Mauern, in denen Fensterhöhlen gähnen.

Höhenburgruine Brandenfels
Fensterhöhlen der Höhenburgruine Brandenfels

Alte Steine in frischem Grün

Mauerloch auf der Burgruine Brandenfels
Mauerloch auf der Burgruine Brandenfels

Hältst du dein Ohr an die alten Steine, kannst du die Träume, Sehnsüchte und Klagen derer hören, die einst hier wohnten: Das Weinen des Küchenjungen, weil er für die verschüttete Milch von der Magd gezaust wurde; das Kichern der Küchenmädchen, die mit den Pferdeknechten schäkerten, wenn sie sich beim Wasserholen am Burgbrunnen trafen; das ungeduldige Schnauben und Scharren der Pferde, wenn sie bereits aufgezäumt warten mussten, bis es wieder hinab ging – und das Fluchen der Knechte, die bei schweren Wagen in die Speichen greifen mussten, damit alles nach oben auf die Burg gekarrt werden konnte, was zum Leben auf dem Berg und in der Brandenburg nötig war.

Ein idyllischer Ort mit großartiger Aussicht

Ein Stein wippte unter vorjährigem Laub, als ich auf ihn trat – doch als ich ihn drehte, fand sich kein Eingang zum Feenreich. Nur ein Regenwurm ringelte sich rasch ins Dunkel zurück.

Foto Aussicht auf das Werratal
Aussicht auf das Werratal

Die Aussicht über das Werratal ist von hier oben großartig. Wer nach der Anstrengung gerne essen und trinken will, muss das Picknick allerdings selbst mühsam nach oben schleppen. Doch der Genuss ist damit um so größer, begleitet von Vogelzwitscher und Hummelsumm.