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Die Passionsspiele in Erl

Alle sechs Jahre werden die Passionsspiele in Erl aufgeführt. Ein Pestgelübde war der Beginn einer langen Tradition, die von 1613 bis heute reicht. Seit dieser Zeit bringen die Menschen in dem kleinen Tiroler Ort, kurz vor Kufstein, alle Jahre wieder die Passion Christi auf die Bühne.

Auf dem Brennerpass durch die Alpen

Hoch zum Brennerpass führt mit dem Inntal eine der niedrigsten Passagen durch die Alpen. Damit ist das weite Tal, in dessen Grund der grüne Inn gemächlich fließt, schon immer eine Einfallschneise für all diejenigen, die so bequem wie möglich von Nord nach Süd oder Süd nach Nord reisen wollten. Die Römer bauten die erste Straße über den Brennerpass, Kaiser Karl zog auf seinem Weg nach Canossa durchs Tal und bis heute wird diese Route für den Handel zwischen dem Norden und dem Süden genutzt. Er ist das Tor zur italienischen Adria.
Die Händler brachten Wein, Getreide, Tuche und Salz in den Norden, versorgten den Süden dafür mit Wolle, Pelze und Honig. Florierte der Handel, hatten die Menschen ihr Auskommen und es ging ihnen gut.

Inhaltsverzeichnis

Krankheiten auf Reisen
So auch die Menschen in Erl
Die Geschichte des Passionsspielhauses in Erl
Alle sechs Jahre
Mitten im Geschehen!
Jesus steht im Mittelpunkt
Die nächsten Passionsspiele in Erl

Krankheiten auf Reisen

Händler packten ihre Waren auf Wagen und Karren, zurrten sie in Bündeln fest und huckten sie den Lasteseln oder Pferden auf. Manchmal brachten die Händler jedoch nicht nur ihre Waren über den Pass. Dann reisten Krankheiten als unerkannte Konterbande im Gepäck oder Körper, kamen in die Städte und Dörfer. Wer ihnen zu nahe kam, erkrankte an Pest, Pocken oder anderen für die damalige Zeit oft tödlichen Krankheiten. Da niemand um deren Ursachen wusste, hielten die Menschen sie für eine Strafe Gottes. Manche ergaben sich in ihr Schicksal. Andere jedoch versuchten es mit Messen, Bittgängen und Bußen. Vielleicht war Gott ja dann gnädiger?

Das Passionsspielhaus in Erl
Das Passionsspielhaus in Erl

So auch die Menschen in Erl

Das kleine Dorf liegt nicht nur in der Nähe von Kufstein, sondern an einer der Hauptreiserouten zum Brennerpass. Bis heute führt diese am Inn entlang, den noch recht großzügigen Platz im Tal teilen sich Autobahn, Eisenbahnstrecke, Fluss und die kleinen Nebenstraßen. An drei Seiten ist Erl von Bayern umringt. Damit befindet es sich in einer Lage, die früher oft heftig umkämpft wurde. Die Schrecken des schwarzen Todes waren somit immer gegenwärtig, ebenso wie der Wille der Menschen, diesen zu besiegen oder ihm wenigstens zu entkommen. Passionsspiele waren eine Möglichkeit. Ob die Bauern und Schiffer von Erl aus eigenem Antrieb begannen, oder ob sie vom Pfarrer ermuntert wurden, ist nicht überliefert. 1613 wurden die Spiele zum ersten Mal erwähnt, Pilger hatten sie gesehen und darüber berichtet. Damit begann die offizielle Geschichte der Passionsspiele in Erl.

Das Passionsspielhaus in Erl inmitten der Berge
Das Passionsspielhaus in Erl inmitten der Berge

Auch wenn heutzutage die Schrecken von Pest und Krieg gebannt scheinen, immer weniger Menschen an einen zürnenden oder gütigen Gott glauben und es eigentlich keine Notwendigkeit mehr für derartige Passionsspiele gibt, lassen die Erler nicht nach. Alle sechs Jahre bringen sie ihre Spiele auf die eigens dafür errichtete Bühne. Die Geschichte des Leidens Jesu ist bekannt, ebenso wie ihr Ausgang, sein Tod am Kreuz. Da gibt es kaum Überraschungen, sollte man meinen. Weit gefehlt. Sicher, auch die 2013 erstmals aufgeführte Textversion von Felix Mitterer zitiert Bibelworte wortwörtlich, geht jedoch darüber hinaus, passt sich sozusagen an die Bedürfnisse der Gegenwart an. Schließlich ist es bei den Erlern bereits Tradition, in Tiroler Althergebrachtes Neuerungen einzubringen.

die Bühne des Passionsspielhauses in Erl
Passionsspielhaus in Erl, die Bühne vor der Vorstellung

Die Geschichte des Passionsspielhauses in Erl

Eine dieser Neuerungen ist beispielsweise das Passionsspielhaus selbst. Zwischen 1956 und 1959 errichtet, titelte damals eine Münchner Zeitungvon einer »großen Passion im kleinen Dorf«. Allein der Zuschauerraum fasst mit seinen 1500 Plätzen mehr Gäste, als Erl mit seinen 1450 Einwohnern überhaupt vorweisen kann. Zudem stehen von den Einwohnern zur Passionsspielzeit rund ein Drittel auf den Brettern der Bühne.
Der Neubau war notwendig, weil 1933 das alte Passionsspielhaus abgebrannt war. Da die Spiele unter den Nationalsozialisten verboten waren, wurde dieser erst weit nach dem Nationalsozialismus geplant und errichtet. Erstaunlich daran ist, dass ganze 26 Jahre zwischen dem Brand und der Einweihung des neuen Hauses lagen, eine gute Generation. Für die meisten Vereine hätte eine solch lange Pause wohl eher das endgültige Aus bedeutet, nicht jedoch für die Erler.

Die Kostüme warten
Passionsspielhaus in Erl: Hier warten die Kostüme auf den Einsatz.

Alle sechs Jahre

Beschließt die Vollversammlung des Passionsspielvereins eine Aufführung, werden die Passionsspiele aufs Neue auf die Bühne gebracht. In der Regel passiert das alle sechs Jahre. Fällt in dieser Sitzung gewissermaßen der Startschuss zur nächsten Passion, wird jeder Erler gefragt, gleich ob Baby oder Greis: “Willst du mitspielen?”
Weil die Aufführung selbst kein Wunschkonzert ist, verteilt der Regisseur die einzelnen Rollen Wer sich fürs Mitspielen entscheidet, braucht übrigens fast ein Jahr keinen Friseur mehr. In der gesamten Probe- und Spielzeit geht es weder Bart noch Haaren an den Kragen.

Passionsspiele Erl
Das Kreuz wartet hinter der Bühne

Im November beginnen die Proben, zu einer Zeit, in der es im ungeheizten Passionsspielhaus noch brutal kalt sein kann. Glücklicherweise lässt sich wenigstens der Proberaum heizen. Da jedoch die vergangene Aufführung der Passionsspiele in Erl auf einer schräg aufgebauten Bühne gespielt wurde, mussten die Mitspieler schon früh auf diese wechseln. Sie probten die Szenen in warmer Skikleidung.

Der Schnürboden
Der Blick reicht weit in den unverkleideten Schnürboden.

Mitten im Geschehen!

Von ihren Plätzen aus haben die Zuschauer auf die gesamte Bühne freie Sicht, ebenso auf den hölzernen Schnürboden. Eine ursprünglich geplante Betondecke wurde nie eingebaut. Das großzügige Sichtfeld rahmt das Spielfeld und bietet von allen Plätzen einen durch nichts gehinderten Blick. Wer hier zuschaut, ist mitten im Geschehen. Wie Regisseur Markus Plattner in der Aufführung von 2019 den Text von Felix Mitterer und die Musik von Wolfram Wagner in der Inszenierung verband, tat ein übriges und bezog bewusst Zuschauer mit ein. Zum Abendmahl senkten sich die großen Ringe von der Decke: Innen teilte Jesus die Eucharistie aus, zunächst an die im nächsten Kreis stehenden Jüngerinnen und Jünger. Ja, auch Frauen werden genannt, explizit Maria Magdalena, die als »Apostelin der Apostel« ebenso einen Sendungsauftrag erhielt, wie die anderen, die Männer. Dann standen Darsteller in moderner Kleidung auf, die bisher unerkannt im Publikum saßen, gingen auf die Bühne, reihten sich ein, wurden ebenso einbezogen und gesandt, wie die eigentlichen Jünger.
Dass die Erler keine gelernten Schauspieler, sondern Laiendarsteller sind, ist im Stück nicht zu spüren, ihr Enthusiasmus, ihre Lebensfreude und vor allem ihre Hingabe jedoch sehr. Das großartige Licht und die an die kahle Bühnenwand projizierten Bilder, wie das allwissende Auge oder die das Auf und Ab der Börsenkurse nachahmenden grün gezackten Linien, verstärken die Stimmungen. Das gleiche gilt für die akzentuierte Musik und den präzisen Einsatz von Chor und Orchester

Jesus steht im Mittelpunkt

Jesus steht im Mittelpunkt. Das gilt vom Einzug in Jerusalem – mit echtem Esel – bis zur Kreuzigung. Er verkündet seine Botschaft klar und ahnt voraus, was in späterer Zeit daraus gemacht wird. Trotzdem bleibt er Spielball zwischen den Mächten, bis er schließlich direkt vor den Zuschauern am Rand der Bühne gekreuzigt wird. Die eindrucksvolle Schlussszene geschieht mitten im Raum: Jesus steht am Bühnenrand und alle Zuschauer erheben sich zu den Klängen von »Großer Gott, wir loben dich«. Damit bekommt das Leiden Jesu einen Sinn, der weit in die heutige Zeit hinausweist, einer Zeit, die oft meint, ohne einen Gott oder eine verbindende Idee auszukommen.
Gänsehaut pur: Passionsspiele in Erl.

Die nächsten Passionsspiele in Erl finden 2025 statt.
Weitere Infos
Ist übrigens die letzte Vorstellung gespielt, die sogenannte Derniere, werden die Bärte und Haare der Männer wieder gekürzt.
Tickets und weitere Infos bekommt ihr über die Homepage der Passionsspiele.

Unterwegs im Odenwald: Von Eberbach nach Zwingenberg

Blick über Eberbach am frühen Morgen

Im Odenwald lässt es sich gut wandern, beispielsweise von Eberbach nach Zwingenberg. Der Weg führt über die alte Burg, den Katzenbuckel und durch die wildromantische Wolfsschlucht. Der Rückweg lässt sich mit zwei Stationen Bahn schnell erledigen.

Burgruine über Eberbach im Odenwald

Locken alte Steine auf einem Berg, lohnt sich das Ziel: Gut 200 Meter oberhalb von Eberbach warten die Reste dreier Burgen auf vorbeikommende Wanderer. Der Weg dorthin führt in Serpentinen je nach Kondition gemächlich oder steil bergan.

 Eberbach liegt im Odenwald, in einer großen Schleife des Neckar. Gut erhaltene Fachwerkhäuser, eine mittelalterliche Befestigung und die in Sgraffito geschmückte Fassade des „Hotel Karpfen“ lohnen eine Besichtigung.

 

Vom Katzenbuckel aus reicht die Sicht weit

Katzenbuckel mit Aussichtsturm: Weite Sicht vom Odenwald aus

Weiter geht es zum Katzenbuckel, mit seinen 626 Metern höchster Berg im Odenwald, gleichzeitig Überrest eines Vulkans. Heute ist hier ein geologisches Naturdenkmal: Die Kuppe des Berges ist zu Stein erstarrtes Magma, 60 Millionen Jahre alt. Das war die Zeit, in der die Dinosaurier langsam ausstarben und Säugetiere die Welt bevölkerten. In neunundachtzig Stufen ist die oberste Plattform des 18 Meter hohen und 200 Jahre alten Turmes erreicht: Von hier reicht der Blick bei klarer Sicht weit. Wie schlafende Tiere schmiegen sich die Hügel des Odenwaldes auf die Erde, weiter entfernt sind Taunus und Spessart. Die Zinnen lassen den Turm wie einen mittelalterlichen Burgturm wirken. Belohnung für die überwundenen Höhenmeter ist schließlich leckeres Essen in der Villa Katzenbuckel.

Höllisch gefährlich und wildromantisch: Die Wolfsschlucht

Wildromantisch und höllisch gefährlich: Die Wolfsschlucht bei Zwingenberg

Über Feldwege und Straßen ist es nicht weit bis Oberdielbach und von dort zur Wolfsschlucht, wildromantisch und höllisch gefährlich, wenn man den Schildern Glauben schenkt. Hat sie Carl Maria von Weber zum „Freischütz“ inspiriert? Zwar ist es historisch nicht zweifelsfrei, trotzdem wird die Oper zu den Burgfestspielen aufgeführt. Die Szene in der Wolfsschlucht ist jedenfalls der musikalische und dramaturgische Höhepunkt zugleich: Damit der Jägerbursche Max die Försterstochter Agathe heiraten darf, muss er seine Treffsicherheit beweisen. Er setzt auf ihr Ziel nie verfehlende Freikugeln, muss diese in der Wolfsschlucht gießen. Für die Wolfsschlucht bei Zwingenberg spricht, dass Weber 1810 in dieser Gegend unterwegs war.

Vom Eingang bis zum Ende der Schlucht sind es nur gut anderthalb Kilometer, die jedoch haben es teilweise in sich. So sind die wirklich rutschigen Stellen mit Halteseil gesichert, dabei soll der Wanderer bei Regen, Schnee und schlechtem Wetter ohnehin diesen Weg meiden.

Wildromantisch und höllisch gefährlich: Die Wolfsschlucht bei Zwingenberg

Auf dem Weg am Hang hinunter ist der Buntsandstein durch Erosion erschlossen und gut sichtbar. Weil das Wasser immer noch ausreichend stark durch die schmale Schlucht rauscht, dabei Geröll und abbrechendes Gestein mit sich nimmt, bleiben die Wände relativ frei von Vegetation und tragen damit zum spektakulären Ambiente bei. Während die Buntsandsteinfelsen an den Seiten emporragen, wachsen dort Farne, Moose und Bäume. Sonnenstrahlen müssen sich ihren Weg durchs dichte Blätterdach regelrecht bahnen. Die Schlucht schimmert in den unterschiedlichsten Braun- und Grüntönen, es wirkt ein bisschen wie im Urwald, zumal die Sonne heiß von oben brennt.

 

Wildromantisch und höllisch gefährlich: Die Wolfsschlucht bei Zwingenberg

Ihren Namen erhielt die Schlucht übrigens, weil 1866 in Zwingenberg des letzte Wolf des Odenwaldes starb. Die Wanderung durch den Odenwald von Eberbach nach Zwingenberg erinnert an ihn. 

Den Rupertiwinkel zu Fuß und mit dem Rad erobern

Während am Königsee und in Salzburg der sprichwörtliche touristische Bär steppt, ist der quasi in Rufweite gelegene Rupertiwinkel  bis heute ein recht stiller Ort geblieben. Hier lässt sich trefflich einige Zeit verbringen, in Sichtweite von Watzmann und Hochstaufen. Das nach dem Heiligen Rupertus, dem ersten Salzburger Bischof, benannte Dreieck westlich von Salzach und Saalach gehörte ursprünglich zu Salzburg. Erst seit 1810 wurde es Bayerisch. Wer in Laufen die Salzach quert, hat bereits die Grenze zum österreichischen Oberndorf überschritten. Während sich die Berge der Berchtesgadener Alpen hoch türmen, sind hier die Hügel noch sanft und voralpin. So lässt sich die Gegend lässt hervorragend erwandern oder mit dem Rad erkunden.

Radler im Rupertiwinkel
Rupertiwinkel: Überall sind die Alpen im Blick

Seit alters her ein geschätzter Landstrich

Schon die Römer schätzten das milde Klima im Rupertiwinkel. Das galt auch für die Salzburger Fürstbischöfe, für die der Landstrich im Alpenvorland eine wichtige Kornkammer war. Bis heute künden Bildstöcke, Kapellen, Wegkreuze, aber auch Marterl und Totenbretter vom sichtbaren Zeichen tiefgläubiger Religiosität. Ihnen begegnet man allenthalben, sie markieren Wegkreuzungen ebenso wie Berggipfel. In der größtenteils bäuerlich geprägten Landschaft grasen Kühe und liefern Milch für die bereits 1927 als Genossenschaft gegründete Molkerei Berchtesgadener Land. Die Balkone der historischen Häuser blühen den ganzen Sommer hindurch, ebenso wie die auch für Besucher oft offene Gärten.

Dem Rupertiwinkel kulinarisch auf der Spur

Ob im Teisendorfer Gut Edermann, einem Spa-Hotel oder auf dem Bauernhof: Die Gastgeber des Rupertiwinkel verwöhnen ihre Gäste mit regionalen Köstlichkeiten. Bis heute verrät die üppige Küche die einstige Nähe zum Salzburger Land mit ihren Nockerln, Kaspressknödeln oder Krautspatzen. Viele der Lieferanten kommen aus der Region, so sind kurze Wege garantiert und der Geschmack auf dem Teller sicher. Das Berchtesgadener Land ist als Biosphärenregion von der UNESCO ausgezeichnet. Das Gebiet der nördlichen Kalkalpen mit dem Vorland ist übrigens das einzige alpine UNESCO-Biosphärenreservat hierzulande.

Überall sind die Berge im Hintergrund zu sehen

Mit dem E-Bike das Voralpenland erkunden

Von der alten Stadt Laufen bis zum Kloster Höglwörth am Höglwörther See spannt sich ein großes Netz an gut ausgebauten Rad- und Wanderwegen. Einer von ihnen führt auf den Spuren der Brauerei Wieninger. Zehn Stationen erzählen auf gut zwölf Kilometern über die Kunst des Bierbrauens und der Bierkultur und selbstverständlich lässt sich sowohl in Höglwörth als auch in Teisendorf der geschätzte Gerstensaft nebst einem Imbiss probieren. Wer sich zum ersten Mal auf das E-Bike schwingt, wie sie beispielsweise im Gut Edermann tageweise verliehen werden, findet in Eddy Balduin einen Mountainbike-Guide, Fitness-Coach und Bergführer, der sich auskennt. Er empfiehlt einen Kurs noch vor der ersten Fahrt in hügeliges Gelände, schließlich kommt es beim Schalten und Bremsen auf die richtige Technik an.

Gute Aussichten gibt es überall

Reinheitsgebot versus Craftbeer

Im kleinen Sudhaus der Teisendorfer Brauerei Wieninger lernen nicht nur die Lehrlinge handwerklich hochwertiges Bier zu brauen. In der Bierwerkstatt können auch Hobbybrauer, Freunde, Vereine, Stammtische oder Firmen ihr eigenes Bier brauen. Riechen, schmecken und fühlen ist das Wichtigste beim Brauen, ist sich Braumeister Bernhard Löw sicher. Erst nach der Ernte wird der Hopfen aus der Hallertau verglichen. Verreibt man ihn auf der Haut, entsteht wie beim Parfum das typische Aroma. Im Bierdegustationsglas kann sich das Aroma richtig entfalten. Es muss einen Bogen vom Antrunk über den Haupttrunk bis zum Nachtrunk spannen, erklärt der Braumeister. Selbst ungeübten Zungen fällt die leichte Note nach Zartbitterschokolade im Nachtrunk auf. Während der eigentliche Brauvorgang nur rund acht Stunden dauert, braucht die anschließende Gärung zwischen vier und sechs Wochen. Je höher der Alkoholgehalt im Bier ist, desto länger lässt es sich lagern, jedoch: „Bier ist keine Dauerwurst“, mahnt Bernhard Löw. Es will getrunken werden.

Laufen an der Salzach

Die Brücke über die Salzach

Wer über den Europasteg oder die im Jugendstil erbaute Länderbrücke über die Salzach geht, gelangt direkt über die Grenze von Laufen ins österreichische Oberndorf. Schon vor 1000 Jahren bestimmte die Schifffahrt auf der Salzach und der Salztransport von Hallein nach Passau und Wien die Geschichte des Ortes. Damit ist Laufen eine der ältesten Städte Oberbayerns und beherbergt mit der Stiftskirche Maria Himmelfahrt die älteste gotische Hallenkirche in Süddeutschland. Auffallend sind die hohen Fassaden, hinter ihnen sind die Dächer versteckt. Durch diesen Baustil sollte die Brandbekämpfung erleichtert und das Übergreifen des Feuers erschwert werden. Stadtführer Hans Surrer weist auf das vor einigen Jahren sanierte ehemalige Kapuzinerkloster hin. In diesem ist heute die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege untergebracht, ist Erwachsenen- und Umweltbildungszentrum mit Gastwirtschaft.

Zu jeder Jahreszeit einfach schön 

Der Rupertiwinkel ist mit seinen insgesamt 17 Gemeinden ein geradezu idyllischer Landstrich. Im Norden des Berchtesgadener Landes bietet er für Familien, Wanderer und Radfahrer gleichermaßen zahlreiche Möglichkeiten zur Erholung. Rund ums Jahr finden gelebte Traditionen zahlreiche Zuschauer. Hebt sich der morgendliche Nebel von den Wiesen, sind die einzigen Geräusche das Zwitschern der Vögel und das Wiederkäuen der Milchkühe. Das Schönramer Filz ist ein renaturiertes Hochmoor, es ist zu jeder Jahreszeit Naherholung für die Einheimischen und ihre Gäste und stimmungsvolle Kulisse zugleich. Das Land vor den Bergen ist ein echter Geheimtipp für geruhsame Ferien – und liegt zudem nahe an allen touristischen Höhepunkten rundherum.

Morgenstimmung im Rupertiwinkel
Abendstimmung im Rupertiwinkel

Die Reise wurde von der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH unterstützt.

Der Jardin Majorelle Marrakesch – eine blaue Oase in der Stadt

Im marokkanischen Marrakesch schuf der französische Maler Jacques Majorelle mit dem Jardin Majorelle einen verwunschenen Garten, eine blaue Oase. Nach seinem Tod 1962 kümmerte sich kaum jemand um dessen Pracht, sie war vom Zerfall bedroht. Glücklicherweise entdeckten Yves Saint Laurent und sein Partner Pierre Bergé das Kleinod. Als auf der Fläche 1980 ein Hotelkomplex geplant wurde, kauften sie den Garten und bewahrten ihn somit vor dem Untergang.

Die Mauern von Marrakesch

Gärten, Innenhöfe und überhaupt alles ist in Marrakesch hinter Mauern versteckt. Einen Blick kann ich nur dort erhaschen, wo eine Tür geöffnet steht. Das gilt auch für die Rue Yves Saint Laurent im Stadtteil Guéliz. Die japanischen Touristinnen scharen sich lieber um die Katzen, die sich auf der staubigen Straße wälzen. Die ewiggleiche Architektur der Apartmenthäuser lässt sie unbeeindruckt. Gegenüber ragen hohe Palmen über die rostrote Mauer. Eine kleine Pforte gewährt mir Einblick und Einlass: Der Brunnen im ersten Innenhof ist von einem betörenden Blau, so leuchtend und tief, dass selbst das Blau des Himmels dagegen verblasst. Es ist das gleiche Blau, mit dem die Berber im Süden Marokkos ihre Tücher färben und manche ihrer Türen bemalen.

Grüne Oase inmitten der Stadt

Der rostrote Pfad führt auf verwunschenen Wegen tief in den Garten hinein, mit jeder Windung entdecke ich etwas Neues: Sei es ein Brunnen, eine Pergola oder Seerosen unter Palmen. Während vor den Mauern das staubig-hektische und immer heiße Marrakesch tobt, herrscht im Jardin Majorelle Marrakesch kühler Schatten und himmlische Ruhe. Das leise Plätschern der Springbrunnen übertönt selbst das Gemurmel der Besucher. Das Wasser wirkt kühlend, die Bänke einladend. Die Wasserschildkröten im großen Bassin bewegen sich mit einer Ruhe, als hätten sie ihr ganzes Leben noch keine Eile erlebt. Hinter den Palmen, Kakteen und Bougainvilleen schimmern blaue Fassaden, die Fenster mit filigranen Gittern in Gelb verziert, rote und weiße Blüten bilden Akzente, die wie Edelsteine funkeln.

Jaques Majorelle und sein Garten

Ohne den Jardin Majorelle in Marrakesch wäre Jaques Majorelle fast vergessen. Schon zu Lebzeiten stand er im Schatten seines berühmten Vaters, Mitbegründer der „Ecole de Nancy“, einer Bewegung des Jugendstils. Als Majorelle nach einer Tuberkulose gesundet, reist er um das Mittelmeer, nach Ägypten und ist vom Orient begeistert. 1919 kauft er ein Haus in der Medina, fünf Jahre später ein Grundstück vor der Stadt. Er lässt sich vom Architekten Paul Sinoir sein Atelierhaus bauen und in dem Blau streichen, das später seinen Namen tragen wird. Majorelle sammelt Pflanzen aus verschiedenen Erdteilen, bewässert sie und verwandelt trockenen Wüstensand in eine grüne Oase. Für den Rest seines Lebens bleibt Majorelle dem Zauber des Orients verfallen, reist zu den Berbern, besucht Basare und lernt die einfachen Menschen kennen. Er ist von ihnen fasziniert, von ihrer Kultur und vom Kobaltblau, mit dem sie ihre Kleidung färben und Rahmen um die Fenster der Häuser malen.

Perspektiven, Wasser und üppiges Grün

Hinter den hohen Mauern blüht, grünt und sprudelt es, geschützt vor dem Lärm und Staub der Metropole. Im Jardin Majorelle Marrakesch kann ich mich ganz auf die Farben und Düfte konzentrieren. Er versinnbildlicht Harmonie und entspricht mit seinen Perspektiven, dem Wasser und üppigen Grün den Idealen eines orientalischen Gartens. Während außerhalb der Mauern die gleißende Sonne unbarmherzig brennt, wandle ich hier im kühlen Schatten auf einem endlos scheinenden Spaziergang. Noch nicht einmal die anderen Besucher stören.

Eine Stiftung sorgt für den Garten

Seit mehr als zwanzig Jahren kümmert sich eine Stiftung darum, dass der Garten in seiner wunderbaren Schönheit erhalten bleibt. Er ist ein geradezu magischer Ort zum Verlieben. Vielleicht sind deshalb in der Love-Gallery die „Love“-Poster von Yves Saint-Laurent versammelt, die der Künstler einst als Gruß an Freunde schuf. In dieser sinnlichen Zuflucht offenbart Marrakesch seinen hinter Mauern verborgenen Zauber, eine Magie, der ich mich nur schwer entziehen kann.